Hammarby IF meets Bollnäs GIF

Das Sortieren der Photos zum Thema Bandy weckte ein starkes Verlangen, sich mal wieder ein Bandy-Spiel live anzusehen. Immerhin lag der letzte Besuch am Zinkensdamms IP schon dreieinhalb Jahre her. Stark wogte der innere Kamof hin und her. An dieser Stelle liess sich auch gujt und gerne der altbekannte Klassiker, von den zwei Seelen in der Brust (Z.itat) bemühen. Belassen wir es dabei und gestehen ein, dass wir uns der Vergnügungssucht beugten. Galt es jetzt nur noch, einen Termin zu finden. Ursprünglich war der 4. Januar 2019 vorgesehen, doch diverse Verpflichtungen zwangen uns, die Sache in den Dezember 2018 vorzuverlegen. Sonntag, 16. Dezember 2018, 14 Uhr, Hammarby IF vs. Bollnäs GIF, so der Plan.

Bajentreff Green Bar

Green Bar, Hammarby IF, Södermalm

Bajen-Treffpunkt – Die Green Bar in Södermalm

Am Spieltag erwartete uns Schneetreiben und eine feuchte Kälte. Das rief Erinnerungen an unseren letzten Bandy-Besuch hervor. Damals, unzulänglich gekleidet und nach dem Spiel völlig durchnäßt, führte der Weg direkt von Stockholm nach Hause ins Krankenbett. Dieses Mal war die Kleidung besser gewählt und so sollte uns dies nicht noch einmal passieren. Glücklicherweise hatten wir den Spielbegin nochmal gecheckt: Aus 14 Uhr war 13:45 Uhr geworden.
Tunnelbana, Röda Linje, Station »Zinkensdamm«. Schon beim Verlassen der Station wurde uns warm ums Herz. endlich mal wieder hier. Gleich gegegnüber der Tunnelbana-Station entdeckten wir die Green Bar. Klar, grün und in dieser Gegend, das musste was mit Hammarby zu tun haben. Also. nichts wie hin und sich unter die Bajen-Fans gemischt. Hammarby IF (Clubs wie Fans) gehen allgemein als Bajen bzw. Bajen-Fans. Der Pressesprecher der Hammarby-Fußballer hat es uns mal so erklärt: Hammarby > Hammarbay > Bajen.
Plätze waren auch frei, was uns am meisten erstaunt hat. In der Green Bar, nomen est omen, wimmelte es von Menschen in grünen Hammarby-Trikots. Auch wenn wir in Zivil unterwegs waren, es fühlte sich gut an. Schließlich kamen wir noch mit zwei älteren Pärchen am Nachbartisch ins Gespräch. Sie verwiesen auf das schlechte Wetter draußen und fragten uns, wie wir wohl damit klar kämen. Da konnten wir nur smart lächeln. »Wettergestählte Zentraleuropäer«, antworteten wir unter Lächeln. Gleich danach konnten wir mit der Erkenntnis punkten, dass Hammarby, ebenso wie das Hinspiel zwei Tage zuvor, auch das Spiel heute wohl siegreich gestalten würde. Die Leute freuten sich und verwiesen gleich auf das nächste Heimspiel am Freítag vor Weihnachten. Dann würde Västerås am Zinkensdamm zu Gast sein. Wir leider nicht mehr.

Zinkensdamms IP im wilden Schneetreiben

Hammarby IF vs. Bollnäs GIF

Zinkensdamms IP: Wildes Schneetreiben

Zehn Minuten vor Spielbeginn machten wir uns auf und gingen um die Ecke ins Stadion. Das Wetter war noch übler geworden. Im Stadion war es noch recht leer. Bei unseren bisherigen Besuchen waren wir andere Zuschauerzahlen gewohnt. An diesem 3. Advent 2018 sollten am Ende rund 2200 Zuschauer den Weg zum Spiel finden. Möglicherweise war ja manch einer im vorweihnachtlichen Kaufrausch versackt. Der eine oder andere musste vielleicht auch familiären Verpflichtungen (Kaffeekränzchen) nachkommen.
Wildes Schneetreiben sorgte dafür, dass das Eis mit Schnee bedeckt war. Da half auch der Einsatz der Eismaschinen nicht mehr. Irgendwann kamen die Spieler aufs Eis und mit ein paar Minuten Verspätung ging es dann auch los. Hammarby IF in grün, Bollnäs GIF in orange. Das viele Schnee auf dem Eis war Gift für einen guten Spielfluss. Vergleichen wir es einfach mit schwerem Boden oder Pfützen auf dem Platz beim Fußball. Trotzdem ging Hammarby gleich mit dem ersten Schuss aufs gegnerische Tor in Führung. Robin Sundin (genau, der mit der Helmkamera aus der anderen Geschichte) (Link setzen)Eine Szene, die wir absolut nicht als torgefährlich oder in irgendeiner Form brandig eingeordnet hatten. So kann es gehen. Zugegeben, in dem Schneegestöber war auf diese Distanz ohnehin nichts zu sehen. Erst ein jubelndes grünes Knäuel und der Krach der Zuschauer klärte auf. Nach der Führung plätscherte das Spiel weiter im wilden Schneegestöber dahin. Nach rund zehn Minuten legte Hammarby nach einer schönen Kombination zum 2:0 nach. Christoffer Fagerström war der Schütze. Jubel auf den Rängen. Um ehrlich zu sein, danach schien der Kuchen schlichtweg gegessen. Alles schien auf einen komfortablen Heimsieg von Hammarby IF hinauslaufen. Die Jungs von Bollnäs GIF hatten schließlich bislang noch keinerlei Beweis ihrer Elitserientauglichkeit angetreten.

Hammarby IF – Kalt erwischt

Dies sollte sich allerdings nach ca. 25 Minuten schlagartig ändern. Mit dem ersten vernünftigen Angriff gelang Bollnäs GIF der Anschlusstreffer. Patrik Nilsson war der Torschütze. Wir wissen alle wie trügerisch eine 2:0-Führung sein kann. Sah es eben noch nach einem lässigen Hammarby-Heimsieg aus, so hatte sich das Spiel in Kürze gedreht. Nun war wieder alles möglich.
Zunächst war jedoch einmal Pause. Aufgrund des starken Schneefalls hatten sich die Veranstalter entschlossen, die Spielzeit, eigentlich 2 x 45 Minuten in 3 x 30 Minuten zu dritteln. Sie hofften so, der Schneeflut auf dem Eis Herr zu werden.

Björn Borg auf dem Eis?

Hammarby IF vs. Bollnäs GIF

Björn Borg auf dem Eis?

Als die Schiedsrichter die Teams wieder aufs Eis holten, sah die Spielfläche deutlich besser aus als zu Beginn des Matchs. Und sofort wurde auch das Spiel der beiden Mannschaften besser. Endlich gab es auch in diesem Spiel das zu sehen, was dieses Spiel so attraktiv macht. Ein paar athletische Jungs, die mit der kleinen roten Kugel übers Eis fegten und für gute Stimmung auf den Rängen sorgten. Bei langen Bällen ins Abwehrzentrum der Gäste wurde immer mit Stock und Körper verteidigt. Als ein Bollnäs-Spieler den kleinen Ball im Stile eines Tennisspielers auf dem gebogenenTeil seine Schlähgers tanzen ließ, erntete er belustigte »Björn Borg, Björn Borg«-Rufe aus dem Publikum. Für alle Spätgeborenen: Der Schwede Björn Borg war in den 70er und 80er Jahren einer der besten Tennisspieler auf diesem Planeten. Heute macht er Mode. Doch das nur am Rande.

Packendes Finish – friedliche Punkteteilung

Hammarby IF vs. Bollnäs GIF

Packendes Finish: Hammarby auf der Suche nach dem Ausgleichstreffer

Diejenigen, die es mit Hammarby hielten, bekamen von Minute zu Minute ein längeres Gesicht. Bollnäs schaffte es doch tatsächlich, das Spiel durch zwei Tore von Vile Aaltonen und Christian Mickelsson zu drehen. Kurz vor Schluss waren nun plötzlich die Grünen gefragt. Die Schlussphase war richtig packend. Die Hammarby-Spieler erarbeiteten sich reichlich Chancen, die sie jedoch kläglich vergaben. Bollnäs stemmte sich mit Mann und Maus gegen den Ausgleich, Hammarby gegen die drohende Niederlage. Zwei Minuten vor Ende wurden die Bemühungen der Gastgeber dann doch noch belohnt. Nach einer feinen Aktion gelang Adam Gilljam der längst überfällige und auch verdiente Ausgleich. Mit dem Schlusspfiff ging ein interessantes und unterhaltsames Spiel zu Ende. Unterm Strich war das Unentschieden ok. Hammarby hätte das Spiel locker heimbringen können, ja sogar müssen. Aber wir wissen auch alle: Wer seine Chancen nicht nutzt …

Der Jahresausklang sollte für Hammarby dann gemischt sein. Zwei Niederlagen, jeweils gegen Västerås, standen zwei Siege gegen den Lokalrivalen IK Tellus und Broberg/Söderhamn gegenüber. Damit geht Hammarby IF auf Platz sechs und damit auf dem letzten Play-Off-Platz in das Jahr 2019.

Nachspiel: Auch wir waren nach diesem Spiel im wilden Schneetreiben von Södermalm – trotz vorschriftsmäßiger Winterkleidung – in Teilen durchnäßt und auch ziemlich durchgefroren. Wir machten uns dann auch gleich auf den Weg in eines der Cafés um die Ecke in der Hornsgatan. Dort gönnten wir uns erstmal einen warmen Tee und liessen das Spiel noch einmal Revue passieren. Am Ende stand wieder einmal  das Bedauern, dass es dieses Spiel so bei uns zuhause leider nicht gibt. Schade …

 

 

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