Patrick Jahn: Wollen als Team den maximalen Erfolg

Patrick Jahn ist gebürtiger Berliner. Seine ersten Schritte als Fußballer machte er beim TSV Rudow und beim Mariendorfer SV 06. Sein großes fußballerisches Talent führte in zunächst in das Nachwuchsleistungszentrum von Tennis Borussia. Vom Eichkamp wechselte er in die Jugendabteilung von Dynamo Dresden, wo er unter dem heutigen Chemnitzer Trainer David Bergner trainierte. Danach folgten zwei Jahre bei Hannover 96, ehe es ihn im Sommer 2016 wieder in seine Heimatstadt zurückzog. Die Geschichte geht so: Patrick Jahn trainierte nur einmal mit. Danach waren sich die Sportliche Leitung und der Spieler einig: »Das passt«.

In Dresden am besten aufgehoben gefühlt

Patrick Jahn SV Lichtenberg 47

Spitzname Bomber: Patrick Jahn, SV Lichtenberg 47

Kabine: Sie wurden in drei Nachwuchsleistungszentren ausgebildet. TeBe ist ein Amateurclub, Dynamo Dresden und Hannover 96 sind jeweils Profi-Clubs. Gab es Unterschiede in der Ausbildung bzw. der Qualität der Ausbildung? Wenn ja, welche? Wo haben Sie sich am besten aufgehoben gefühlt? Und warum?

PJ: Natürlich gibt es Unterschiede in der Ausbildung. In Dresden sowie in Hannover hatte man in der Schule an manchen Tagen vormittags auch Training. Diese Trainingseinheiten wurden von Trainern des NLZ  geleitet und mit dem alltäglichen Trainingsbetrieb abgestimmt. Bei TeBe wurde auch vormittags in der Schule trainiert. Aber nicht mit den Trainern, die am Nachmittag dann auch die Trainingseinheit geleitet haben. In Dresden und Hannover waren die Trainingsbedingungen und Trainingsmöglichkeiten ganz andere als bei Tebe. Es standen immer mehrere Rasenplätze zur Verfügung und die Kunstrasenplätze ähnelten schon einem Rasenplatz.
In Dresden habe ich mich persönlich am besten aufgehoben gefühlt. Das Trainerteam um David Bergner war hervorragend für 17-19 jährige Spieler. Außerdem ist dieser Verein wie eine Familie aufgestellt. Das Internat ist direkt an der Trainingsstätte. Zum Stadion sind es ca. 15 Minuten mit der Bahn. Alles war eng beieinander. Außerdem gab es ein sogenanntes Talentetraining für alle Talente aus der U17, U19 und U23 unter der Leitung des Cheftrainers des Profiteams. Das war schon ein tolles Erlebnis, wenn man als mögliches Talent für das Profiteam angesehen wird.

Talente, die gefördert werden sollen, trainieren direkt bei den Profis

Kabine: In Hannover sind Sie von der U19 in die U23 aufgestiegen. Das Thema »U23-Teams« ist ja ein dankbares und immer wiederkehrendes. Die einen verteufeln diese Teams, die anderen sind absolute Befürworter. Ohne genaue Zahlen zu haben und rein gefühlsmäßig: Die Zahl der Spieler, die aus der jeweils eigenen U23 zu den Profis herangeführt werden, erscheint eigentlich viel zu klein. Wie sind Ihre Erfahrungen? Sind U23-Teams bei Profi-Clubs einfach nur Lippenbekenntnisse der Vereine oder steckt da wirklich der Wille dahinter, Eigengewächse heranzuziehen? Braucht ein Profi-Club überhaupt eine U23? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

PJ: Ich finde Spieler, die aus der U19 in die U23 rutschen haben ganz geringe Chancen in den Profikader zu kommen. Die Talente, die gefördert werden sollen, trainieren direkt bei den Profis mit und spielen nur in der U23, um im Spielbetrieb zu bleiben bis sie bereit sind, voll bei den Profis zu spielen.

Kontakt zu Lichtenberg 47 über Riccardo Ventura

Patrick Jahn SV Lichtenberg 47

Lieblingspose: Patrick Jahn und Gelicio Aurelio Banze bejubeln ein Tor

Kabine: Hat sich bei Hannover 96 das Profi-Trainerteam aktiv um den Nachwuchs gekümmert, will heißen, waren die regelmäßig bei Spielen oder beim Training der U19 bzw. der U23 dabei und haben sich Spieler angesehen?

PJ: Natürlich waren die Trainer bei Spielen, um zu schauen, ob Talente dabei sind, die den Sprung in den Profikader schaffen können. Bei U23 Spielen waren sie dann hauptsächlich, um die Spieler aus dem Profikader zu beobachten, die Spielpraxis sammeln sollten.

Kabine: Seit Juli 2016 sind Sie bei Lichtenberg 47. Wie kam es zu diesem Wechsel? Was hat letztendlich den Ausschlag gegeben, ins »Zoschke« zu wechseln?

PJ: Der Kontakt zu Benjamin Plötz kam über unseren Torwarttrainer Riccardo Ventura. Riccardo hat damals mit meinem Papa in einer Mannschaft gespielt und hat mitbekommen, dass ich nach Berlin zurück komme und noch keinen neuen Verein gefunden hatte. Ich habe dann beim Auftakttraining mittrainiert und danach haben Trainerteam, Benny und ich gesagt: Das passt.

Werden weiter konzentriert bleiben

Patrick Jahn, SV Lichtenberg 47

Warmschießen für das Spiel: »Bomber« Patrick Jahn, Christian Gawe und Maik Haubitz (von li.)

Kabine: Was zeichnet diesen Verein in Ihren Augen aus?

PJ: Bei Lichtenberg stehen nicht nur die Spieler im Vordergrund, sondern auch das ganze Umfeld. Es wird dafür gesorgt, dass sich jeder Spieler wohlfühlen kann, wenn er zum Training kommt. Jeder hat sein eigenen Platz in der Kabine und sein eigenes Fach für die Schuhe. Alle um das Team herum sorgen dafür, dass wir ordentliche bis gute Trainingsbedingungen haben. Sprich, jeder Spieler hat die gleiche Trainingskleidung und es wurde die Möglichkeit geschaffen, dass wir unsere Trainingssachen auf dem Platz waschen lassen können und sie nicht immer nach jedem Training nach Hause schleppen müssen. Ich denke, diesen Verein zeichnet aus, dass er wie eine Einheit ist und alle hinter dem stehen, was Spieler und Trainer Woche für Woche an Performance abliefern.

Kabine: Wie bewerten Sie die aktuelle sportliche Situation der Mannschaft? Irgendwie scheint in diesem Jahr der richtige Schalter umgelegt worden zu sein. Sieht nach außen locker und leicht aus, ist aber mit Sicherheit das Ergebnis jahrelanger, sehr harter Arbeit.

PJ: Naja, wir können ja nicht abstreiten, dass wir eine überragende Hinrunde hingelegt haben, aber wir wissen auch, dass wir uns darauf nicht ausruhen können. Wir wollen als Team den maximalen Erfolg erreichen. Was am Ende dabei rauskommt, das werden wir nach dem letzten Spieltag sehen. Aber wir werden weiter konzentriert bleiben und wollen jeden Spieltag als Sieger vom Platz gehen.

Müssen uns nicht verstecken

Kabine: Sie haben mit Hannover 96 II in der Regionalliga Nord (eine Liga, die stark von Zweitvertretungen der norddeutschen Profi-Clubs geprägt ist) gespielt und kennen von daher das spielerische Niveau der Regionalliga. Vergleichen wir einfach mal Oberliga Nordost/Nord mit Ihren Erfahrungen in der Regionalliga. Wie fällt dieser Vergleich aus? Wo sind die Unterschiede? Wo sehen Sie eventuell Probleme?

PJ: Die Regionalliga wird zum Teil als erste «Profiliga« angesehen und es wird auch unter Profibedingungen trainiert. In der Oberliga ist das normalerweise nicht möglich. Aus diesem Grund ist die Liga von den physischen Voraussetzungen her einen Schritt weite als die Oberliga. Sollten wir eine Liga hochgehen, können wir mit diesen physischen Voraussetzungen vielleicht nicht unbedingt stand halten. Bei uns können keine Gehälter gezahlt werden, sodass man davon leben und auch vormittags trainieren könnte. Aber sieht man unsere Testspielergebnisse der letzten Jahre gegen Regionalligsten, müssen wir uns nicht verstecken und würden sicherlich eine gute Saison spielen.

Wir haben aus den letzten Jahren gelernt

Patrick Jahn SV Lichtenberg 47

Patrick Jahn beim Einlaufen

Kabine: Mit dem Sieg gegen Neustrelitz ist Ihr Team gut aus den Startlöchern gekommen. Jetzt gilt es die guten Leistungen zu konservieren und den Hauptverfolger Tennis Borussia dauerhaft auf Distanz zu halten. Mit Sicherheit keine leichte Aufgabe, zumal die Tennis Borussen deutlich mehr Druck haben als Lichtenberg 47. Augenblicklich sieht es nach einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen um den Aufstieg aus? Die Rechnung könnte eigentlich ganz einfach sein: Solange Lichtenberg 47 keinen Fehler macht bzw. keine Punkte verliert, ist das Ding im Kasten. Doch ganz so simpel ist es im richtigen Leben ja alles nicht. Mit jedem Spieltag wird die Anspannung und die Angst, Fehler zu machen, steigen. Können Sie und Ihre Mitspieler mit dem wachsenden Druck oder – formulieren wir es mal etwas anders – mit der wachsenden Erwartung umgehen?

PJ: Ich denke mal, würden wir mit dem entstehenden »Druck« nicht umgehen können, hätten wir einen eventuellen Aufstieg nicht verdient. Und Druck haben wir ja eigentlich nicht, da niemand im Verein den Aufstieg von uns erwartet bzw. voraussetzt. Ich denke auch, dass bei uns weder Anspannung noch Angst, Fehler zu machen, entstehen wird. Wir haben aus den letzten Jahren gelernt und wissen, dass wir jedes Spiel konzentriert angehen müssen. Bei der diesjährigen Qualität im Kader können wir in jedem Spiel als Sieger vom Platz gehen.