Richard Max Ohlow trägt seit dem 1. Juli 2015 das Trikot des SV Lichtenberg 47. »Richie« ist auf der Position des linken Außenverteidigers oder im linken Mittelfeld zuhause. Vor seinem Wechsel ins »Zoschke« trug Richard Ohlow das Weinrot des BFC Dynamo. Und das sehr erfolgreich. Mit dem BFC konnte er den Regionalliga-Aufstieg und den gewinn des Berliner Landespokals feiern. Dinge, die er mit Lichtenberg 47 gerne wiederholen würde.2016 zog Lichtenberg 47 zwar ins Berliner Pokalfinale ein, zum Titelgewinn reichte es jedoch nicht ganz. In dieser Saison könnte Lichtenberg 47 der ganz große Wurf gelingen. Momentan steht das Team in der Oberliga Nordost/Nord auf der Pole-Position.
»Jetzt-erst-recht«-Stimmung in der Kabine
Kabine: Hallo Herr Ohlow, am vergangenen Samstag hat es in der Liga die erste Niederlage gegeben. Wahrscheinlich hat niemand damit gerechnet, die ganze Saison ohne Niederlage zu überstehen.
Ein Schlag ins Kontor dürfte diese Niederlage trotzdem gewesen sein. Wie bewerten Sie das Spiel in Rostock?
RO: Erstmal wünsche ich einen guten Tag. Auch nach ein paar Tagen Abstand zum Spiel ist die Niederlage immer noch schwer zu verkraften. Dieses Gefühl hatten wir schon länger nicht mehr, dennoch war auch direkt nach Abpfiff nur eine positive »Jetzt-erst-recht«-Stimmung in der Kabine zu spüren. Wir als Team müssen aus diesen Spiel unsere Lehren ziehen und die nächsten Aufgaben noch konzentrierter angehen.
Kabine: Lichtenberg 47 war lange vom Erfolg verwöhnt. Kann diese Niederlage einen Bruch »im System« bewirken?
RO: Ich denke, dass Erfolg nicht von einer Niederlage abhängig ist. Es gab Gründe, warum es in diesen Spiel nicht geklappt hat und über diese haben wir auch intensiv gesprochen. Wenn man sich die besten Profimannschaften anschaut erkennt man, dass die Teams, die ihr System konstant und in Ruhe umsetzen, am erfolgreichsten sind. Aus diesem Grund müssen wir uns auf das System, welches uns seit Monaten so erfolgreich gemacht hat, konzentrieren.
Verein entwickelt sich seit Jahren zu einer festen Größe
Kabine: Wodurch zeichnet sich der SV Lichtenberg 47 – sowohl sportlich, als auch als als »soziales Gebilde« aus?
RO: Das Sportliche ist sicher, das, was die meisten Personen sehen. Der Verein entwickelt sich seit Jahren zu einer festen Größe und zu einem Anlaufpunkt im Berliner Fußball. Jedes Jahr wird eine Mannschaft aufgeboten, die guten Fußball spielt und Erfolge erreicht.
Dieser Umstand ist dann ein Grund dafür, dass Spieler und andere Personen aus dem Berliner Bereich auf Lichtenberg 47 aufmerksam werden. Dieser konstante Aufstieg und Erfolg wird aber im Verein ruhig betrachtet. Besonders die Sportliche Leitung versucht mit den vorhandenen Mitteln erfolgsorientiert aber nicht risikoreich zu handeln. Und diese Sicherheit, die in diesem Bereich ausgestrahlt wird, spiegelt sich dann auch im Teambereich wieder. In dieser Ruhe kann ein Team entstehen, das mit vielen verschiedenen Charakteren zu einer Einheit zusammenwächst. Ich denke, diesen Verein zeichnet besonders aus, dass man mit allen Personen auf diesem Gelände nicht nur oberflächliche Gespräche führen kann. Wenn man nach einem stressigen Tag in diese Kabine kommt, fühlt man sich einfach wohl. Dieser Umstand ist sicherlich ein wichtiger Pfeiler des Erfolgs.
Positives Mannschaftsgefüge wichtiger als finanzielle Mittel
Kabine: Mehr als elf Mann kann ein Trainer nicht aufstellen. Normalerweise meckern die, die nicht spielen dürfen. Sind wir ehrlich, sieht man sich die Aufstellungen bei Lichtenberg 47 an, da kommt man ins Staunen. Da darf ja so ungefähr jeder auch mal draußen Platz nehmen. Das kleine Geheimnis des Erfolges? Was macht die Sportliche Leitung bei Lichtenberg 47 anders oder richtig, sodass Ruhe im Kader herrscht?
RO: Ich denke als Spieler ist man immer enttäuscht, wenn man nicht spielt. Das gehört im Mannschaftssport aber nun einmal dazu. Wichtig ist, dass jeder Spieler seine Rolle im Team einnimmt und versucht, das Beste aus sich rauszuholen. Im Amateurfußball gibt es leider auch andere Verpflichtungen, die jemanden u.U. daran hindern, bei einem Spiel dabei zu sein. Deshalb kann man sich nicht nur auf ein paar Spieler verlassen. Das Team wird aber Jahr für Jahr durch die sportliche Leitung so verbessert, dass man auch Ausfälle sehr gut kompensieren kann.
Durch das hohe Engagement im Verein, Veränderungen im infrastrukturellen Bereich herzustellen, wird Lichtenberg 47 immer interessanter für neue Spieler. Solche Dinge plus ein positives Mannschaftsgefüge bieten dann bei den richtigen Spielern einen größeren Anreiz als finanzielle Mittel.
Benjamin Plötz vom ersten Moment an ein ehrlicher Gesprächspartner
Kabine: Sie waren früher beim BFC Dynamo und haben dort auch Regionalliga gespielt. Was hat Sie bewogen, den Schritt zu Lichtenberg 47 zu gehen?
RO: Die Zeit beim BFC war sehr lehrreich. Ich hatte aufregende und erfolgreiche Jahre. Als ich für mich die Entscheidung eines Wechsels getroffen habe, entstand der Kontakt zu Benjamin Plötz. Vom ersten Moment an war er ein ehrlicher und sympathischer Gesprächspartner. Er hat in mir eine Neugier auf den Verein, der in den letzten Jahren immer bekannter wurde und dem ich öfter mit positiven Erfahrungen gegenüberstand, geweckt. Als ich dann noch beim Training dabei war und mich ein Christian Gawe, mit dem ich vorher noch keinen persönlichen Kontakt hatte, so herzlich begrüßt hat, war für mich die Entscheidung gefallen.
Wenn man Erster ist, dann will man auch oben bleiben
Kabjne: Was kann Lichtenberg 47, Ihrer Meinung nach, in dieser Saison reißen? Ihr Kollege Sebastian Reiniger war sich sicher, dass das Rückspiel gegen Tennis Borussia die Entscheidung um den Aufstieg bringen wird. Teilen Sie diese Einschätzung?
RO : Wenn man zu diesen Zeitpunkt einer Saison Erster ist, möchte man auch dort bleiben. Ich denke auch, dass es im Spiel gegen TeBe um eine Menge gehen wird. Jedoch werden in der Zeit dazwischen auch noch eine Menge Punkte vergeben. Wir haben gerade am letzten Wochenende gesehen, dass es nicht von allein geht. Ich denke aber, dass wir – so wir weiterhin hart und konzentriert arbeiten – werden wir unser Ziel erreichen.
Fotos Richard Ohlow: Copyright edition Alaska