KFV – Kein Gesetz der Serie

Eduard Schlinger, Karlsruher FV

Zu großes Handicap: Der KFV musste ohne Kapitän Eduard Schlinger antreten, der sich in Ettlingenweier das Kreuzband gerissen hatte

Nachdem wir den Sonntagmorgen mit den KFV-Legenden und interessanten Gesprächen verbracht hatten, sollte am Nachmittag die Praxis auf dem neuen KFV-Gelände in Rüppurr folgen. Dort gab die SG Palmbach/Reichenbach ihre Visitenkarte ab. Die letzten beiden Spiele des KFV waren jeweils sehr torreich. Ein 5:5 gegen Ittersbach und ein 4:5 in Ettlingenweier hatten uns den Mund wässrig gemacht. Konnten wir auf das Gesetz der Serie vertrauen, dann wären heute acht Tore drin. Ein herrliche Vorstellung …

Leider hatte das richtige Leben das Drehbuch leicht umgeschrieben. Die Acht-Tore-Passage war komplett gestrichen worden. Die Autoren begnügten sich mit drei Treffern und die sollten auch noch auf einer Seite fallen. Leider nicht auf der Karlsruher. Zugegeben, die Ausgangssituation der Gastgeber war bescheiden. Der KFV musste auf etliche verletzte Spieler verzichten. Kapitän Edu Schlinger hatte sich in der Vorwoche in Ettlingenweier gar das Kreuzband gerissen. Alles in allem ein Handicap, das das Team an diesem Tag nicht ausgleichen konnte. So kam es, wie es denn kommen musste. Die Gäste waren den Gastgebern in allen Belangen überlegen. Am Ende stand ein überzeugender 3:0-Auswärtssieg für das Team aus Palmbach/Reichenbach. Manchmal ist es einfach so.

Deutlich interessanter waren einige Dinge, die sich um das Spiel herum zutrugen. Wie es sich gehört, tauchte irgendwann der KFV-Schatzmeister mit seiner Kassette auf, um den bescheidenen Obolus, wir reden hier von 2,50 Euro pro Person, zu kassieren. Eigentlich kein Problem. Ausser für einen jungen Mann. Da er bei der Palmbach/Reichenbach-Fraktion stand, ist anzunehmen, dass er von auswärts gekommen war. Auf jeden Fall weigerte sich der junge Mann beharrlich, die 2,50 Euro zu bezahlen. Wahrscheinlich wähnte er sich als ganz Großen, hier den Herrmann zu machen und einen B-Klassenverein um «Zweifuffzich« zu bringen. Ganz ehrlich, der Auftritt war einfach nur unglaublich peinlich und daneben. Jeder, wie er eben kann. Mehr will einem dazu nicht einfallen.

Schon am Morgen hatten wir Interessantes erfahren und durften uns auf einen Exkurs in die KFV-Vergangenheit begeben. An unserer ehemaligen Schule hatten wir einen Lehrer, Herr Bürger. Alle, die bei ihm Unterricht hatten, waren voll des Lobes. Wir kamen leider nie in den Genuss. Beim Gespräch mit den Legenden hatten wir herausgefunden, dass Herr Bürger in seiner Jugend beim KFV gespielt hatte und immer noch regelmäßig zu den Spielen kam. Darüber hinaus erfuhren wir, dass sein Vater in den 60er Jahren sogar Vorstand beim KFV war. Eine KFV-Vergangenheit, sozusagen. Wir staunten!

Dass Herr Bürger fussball-affin war, das wußten wir. Jeden Freitagnachmittag kickten die Lehrer auf dem Schulplatz. Wenn wir gerade Zeit hatten oder zufällig vorbei kamen, sahen wir immer eine Weile zu. Da gab es die hüftsteife Fraktion, die mit dem Ball nicht umgehen konnte, und die Begabten. Herr Bürger gehörte eindeutig zu den Begabten. Er lief immer mit Puma-Fußballschuhen und schwarz-roten Stutzen auf. Nun, da wir von seiner KFV-Vergangenheit wissen, schließt sich wohl ein Kreis. Es ist anzunehmen, dass die schwarz-roten Stutzen KFV-Stutzen aus seiner aktiven Zeit waren. Wer hätte das gedacht. Noch besser war, dass Herbert Durand uns vor dem Spiel bekannt machte. Das war ein echt irres Gefühl. Da lernt man ewige Zeiten nach dem eigenen Schulabgang einen Lehrer seiner ehemaligen Schule kennen. Und dieser Lehrer ist auch noch KFV-er. Einfach Wahnsinn, dieser Karlsruher FV!

 

Foto Credits: Copyright Foto Eduard Schlinger: edition Alaska