Wer sich in der nordbadischen Fußballszene auskennt weiß, dass sich der ATSV Mutschelbach derzeit auf dem Weg nach oben befindet. In den letzten Jahren wurde hier im Karlsbader Ortsteil viel bewegt. Inzwischen spielt die Erste in der Verbandsliga Baden eine gute Rolle. Die Zweite spielt in der Landesliga. Das ist aller Ehren wert. Auch in Bezug auf die Infrastruktur hat sich hier viel getan. Der Club baute sich gerade erst einen neuen Kunstrasenplatz – ganz oben auf dem Berg. Ein Freund von uns verweigerte neulich sogar den Besuch eines Verbandsliga-Punktspiels des ATSV, weil er absolut keine Neigung hatte, den Berg zu erklimmen. Wir wollten besser sein.
In der gleißenden Mittagssonne des Ostersonntags nahmen wir von unten die neue »Konstandin-Kunstrasen-Arena« ins Visier – und ab ging es nach oben. Der Weg war verdammt steil. Einer scherzte noch, wenn die Jungs vor dem Spiel da hoch müssten, wären sie ja schon vor dem Anpfiff fertig. Gelächter. Verging uns aber bald, da es wirklich steil nach oben ging. Plötzlich konnten wir den Kollegen »Verweigerer« verstehen. Aber wir liessen uns nicht aufhalten. Unter Stöhnen und Schwitzen erklommen wir den Berg und standen vor dem Kunstrasenplatz. Ein in den Berg eingearbeiteter Käfig. Viel zu sehen gab es nicht. Die Sonne brannte gnadenlos vom Himmel, also machten wir uns schnell wieder auf den Rückweg nach unten.
1. FC Pforzheim – Tradition verbindet …
Plötzlich, auf halbem Weg abwärts, ein Seitenblick und was entdeckten wir: Einen Aufkleber des 1. FC Pforzheim. Er prangte an der Laterne. Tja, was war das? »Tradition verbindet – Tradition vereint«, so die Message. Anscheinend waren hier Puristen am Werk. Zeit für einen kleinen Ausflug in die Pforzheimer Fußballszenerie.
In der badischen Goldstadt gab es zwei große Vereine: Den 1. FC Pforzheim und den VfR Pforzheim. Die Nr. 1 in der Stadt war eigentlich immer der FCP. Irgendwann war der Zeitpunkt gekommen, da beide Clubs nichts mehr rissen und ein paar schlaue Menschen wollten die Fusion, um einen neuen erfolgreichen Club zu gründen. Dies geschah zum 1. Juli 2010. Der Fusionsclub hieß 1. CfR Pforzheim (Club für Rasenspiele, sehr einfallsreich, sic). Mit dem großen Erfolg wurde es natürlich auch nichts. Wie so oft bei Fusionsgeschichten …
Einige Leute, die sich mit diesem Zustand offensichtlich so gar nicht abfinden wollten, setzten im Dezember 2018 ein Zeichen: Die Neugründung des 1. FC Pforzheim 2018. Die Neugründer landeten zum Start auch gleich noch einen Coup: Sie sicherten sich die bislang ungeschützten Rechte am Logo des 1. FC Pforzheim. Wenn das mal nicht für gute Stimmung sorgen wird.
Momentan wird die ehemalige Heimspielstätte des 1. FCP, das Stadion im Brötzinger Tal, für den 1. CfR umgebaut. Dort wollen die Neugründer allerdings ohnehin nicht spielen. Sie wählten den Arthur-Hiller-Platz des TV Pforzheim zu ihrer neuen Heimstätte. Wobei wir wieder bei einem Stück deutscher Fußballgeschichte sind: Arthur Hiller, Spieler des 1. FC Pforzheim, war der erste Kapitän einer deutschen Nationalmannschaft. Tradition verpflichtet eben doch …