Was viele so nicht erwartet haben: Der Lichtenberg 47 liefert bis jetzt eine akzeptable Premierensaison in der Regionalliga Nordost ab. Augenblicklich hat der Club 22 Punkte eingefahren. Das ist ein wunderbares Zeichen für den gehobenen Amateurfußball. Es geht also doch: Teamgeist schlägt das große Geld.
Und das ist bei weitem noch nicht alles. Interessanterweise punkten die Lichtenberger hauptsächlich gegen die Großen der Liga. Nach den Begegnungen mit dem Regionalliga-Neuling wird sich so manch arrivierter Regionalliga-Club die Augen gerieben haben. Die Punkte gingen nach Lichtenberg.
Die Kehrseite dieser Erfolgsmedaille: Gegen die Teams aus den unteren Tabellenregionen will es nicht so recht laufen. Eine interessante Tatsache. Und da ist noch etwas Erstaunliches: Nach einem guten Start folgten acht Spiele ohne Sieg. Andernorts wäre wohl ein Trainerrauswurf die erste Reaktion auf eine solche Negativserie gewesen. Nicht so in Lichtenberg. Hier scheinen die Uhren noch etwas anders zu gehen. Wir haben uns mit dem Sportlichen Leiter Benjamin Plötz getroffen, um uns diese Fragen beantworten zu lassen.
Kabine: Ist Lichtenberg 47 in der RL angekommen?
BP: Wir haben eine gewisse Anlaufzeit gebraucht. Die Umstellung auf die neue Liga und die Anforderungen der Regionalliga sind gewaltig für einen Amateurverein, wie wir es nun mal sind. Sportlich sind wir inzwischen angekommen. Die Punkte in den letzten beiden Spielen haben natürlich das Gefühl bestärkt, dass die Arbeit des Teams Früchte trägt. Organisatorisch haben wir auch dazu gelernt und Themen, die Anfangs nicht optimal liefen, korrigiert. Mittlerweile habe ich ein gutes Gefühl, was alle Abläufe betrifft.
Wir dürfen jetzt nicht zufrieden werden
Kabine: Wie ordnen Sie den bisherigen Saisonverlauf ein?
BP: Bis jetzt bin ich sehr zufrieden. Uns allen ist bewusst, dass wir in einer neuen Liga mit neuen Anforderungen angekommen sind. Gegenwärtig haben wir mit den 22 Punkten wohl eine Menge richtig gemacht. Wir dürfen nur nicht zufrieden werden, sondern müssen, so wie bereits davor, fleißig und diszipliniert arbeiten.
Kabine: Auffällig ist, dass Li 47 gegen die Teams aus den unteren Regionen nichts gerissen hat, aber gegen die Top-Clubs reichlich Punkte einfährt.
Wie erklären Sie sich das? Kann Lichtenberg nur gegen die Großen?
BP: Sieht man sich den Verlauf unserer Punkte an, so ist das auf jeden Fall ein Thema. Gegen Topteams punkten wir und gegen Mannschaften, die gegenwärtig im unteren Drittel stehen haben wir nicht viel holen können. Ich denke, dies ist ein Lernprozess, den unsere Mannschaft durchlebt. Die Spielweise unterscheidet sich deutlich. Die Topteams der Liga sind anders organisiert, legen einen anderen Schwerpunkt in ihr Spiel und damit konnten wir bislang sehr gut umgehen.
Wir werden für die Rückrunde auch mit mehr Erfahrung ausgestattet sein. Alle Spieler und das Trainerteam saugen jeden Eindruck, den sie bekommen, auf und die Lernkurve ist deutlich.
Wo wir anfangs mit bestimmten Spielstilen noch Schwierigkeiten hatten, haben wir es vor allem in den vergangenen vier Spielen verstanden, entsprechend darauf zu reagieren.
Uwe Lehmann ist unser absoluter Wunschtrainer
Kabine: Auf einen guten Start folgte eine Serie von acht Spielen ohne Niederlage. Heutzutage reicht schon weniger, um einen Trainer rauszuwerfen. In Lichtenberg passierte nichts dergleichen …
BP: Sie kennen ja meine Meinung zu diesem Thema! Wir haben mit Uwe Lehmann unseren absoluten Wunschtrainer, der unser vollstes Vertrauen genießt.
Uns war bewusst, dass wir vor einer sehr schweren Aufgabe stehen und nicht, wie in der Oberliga, jedes Spiel gewinnen können. 22 Punkte sind die Arbeit des gesamten Teams. Unser Trainerteam hat es geschafft, in kurzer Zeit die Mannschaft psychisch an die Regionalliga zu gewöhnen und den Spielern dann noch Spielsysteme anzueignen, die zu Punkten führen.
Kabine: Wie ordnen Sie die bisher eingefahrenen 19 Punkte ein?
BP: Dass die 22 Punkte nicht reichen werden, um in der Liga zu bleiben, das ist klar. Aber wir haben uns eine gute Basis geschaffen, auf der wir für den Rest der Saison aufbauen können.
Es bleibt eine schöne Momentaufnahme, mehr aber auch nicht. Es gilt, bis zum Winter so viele Punkte wie möglich zu sammeln, um dann in der Winterpause tief durchzuatmen und die Rückrunde so anzugehen, wie wir die letzten Spiele bestritten haben.
Sind regionalligatauglich, müssen uns aber immer weiter entwickeln
Kabine: Ist Lichtenberg 47 regionalligatauglich?
BP: Ja, wir sind regionalligatauglich. Um dieses Niveau aber dauerhaft zu halten, müssen wir für die Zukunft viele Dinge bewegen. Die Struktur in der Mannschaft, die Infrastruktur des Stadions und die organisatorischen Abläufe rund um ein Spieljahr Regionalliga müssen sich verbessern. Aber ich möchte mich gern wiederholen: Bis zu diesem Punkt bin ich sehr zufrieden und vor allem auch dankbar für all die Unterstützung durch die ganzen Akteure rund um das Team.
Wir haben uns auf so vielen Ebenen toll entwickelt und müssen damit weiter machen. Vor allem das, was unsere Fans Woche für Woche leisten, ist außergewöhnlich. Egal wo wir spielen, sie sind da und das macht uns mächtig stolz.
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