Välkommen till Stockholms Stadion

Hammarby IF, Råsunda, Archiv

Hammarby IF – Djurgårdens IF, Råsunda Stadion, Oktober 2008

Im Oktober 2008 stattete der Chronist Stockholms Stadion den ersten Besuch ab. Es war ein denkwürdiger Tag. Am Abend zuvor hatte er das große Vergnügen, im Råsunda Stadion das Stockholmer Derby Hammarby IF vs. Djurgårdens IF live zu erleben. HIF hatte DIF mit 3:0 klar die Grenzen aufgezeigt. Die Atmosphäre war eines Lokalderbys würdig und auch sonst stimmte alles. Ein gelungener Abend.
Am Tag danach stand nun eine Besuch der Heimspielstätte des gestrigen Verlierers, Djurgårdens IF, auf dem Programm. Das Stadion – Stockholms Stadion – hatte ja ohne Zweifel das, was man eine Vergangenheit nennt. Hier wurde nicht nur Fußball gespielt, das Stadion hatte u.a. schon zwei olympische Auftritte (1912 und 1956 die Reiterwettbewerbe) hinter sich. Wir waren gespannt, was uns da erwarten würde und machten uns voller Vorfreude auf den Weg in den Norra Djurgården.

Der erste Eindruck: schon beim Vorbeifahren, tolles Bauwerk. Der zweite Eindruck: leider kein Parkplatz. Die pragmatische Lösung war, den Wagen auf dem Parkplatz der Sporthochschule, sie liegt quasi genau neben dem Stadion, abzustellen. Wie es sich für einen vorbildlichen Besucher gehört, zog der Chronist ordnungsgemäß ein Parkticket. Dieses sollte später noch eine wesentliche Rolle spielen. Ticket ins Auto und ab gings zum Stadion.

Stockholms Stadion – ein architektonischer Klassiker

KSC-Aufkleber an Stockholms Stadion, Besuch aus dem Badnerland

Besuch aus dem Badnerland: KSC-Aufkleber an einem Fenster in Stockholms Stadion

Und nun war es endlich soweit: Välkommen Till Stockholms Stadion.Im Gegensatz zu den unsäglichen und austauschbaren Stadionneubauten, die derzeit in die Landschaft gestellt werden, strahlte Stockholms Stadion ein ganz eigenes Flair aus. Das hatte was. Da das Stadion verständlicherweise über eine Leichtathletikanlage verfügt, ist es für Fußballfreaks, die enge Stadien bevorzugen, nicht unbedingt eine Offenbarung. Allerdings, wirklich beklagen konnte sich der Chronist nicht, als er später mal ein Heimspiel von Djurgårdens IF im Stadion verfolgte. Kam dazu, dass der Gegner aus Göteborg kam. Da brennt die Hütte ohnehin.

Noch bevor wir uns Königsloge, Klocktornet (Glockenturm) und Marathon-Tor widmen konnten, entdeckten wir an einer Glasscheibe im Bürobereich ein paar altbekannte blau-weiße Aufkleber. Fans des Karlsruher SC waren hier, hatten das Stadion besichtigt und auch gleich ihre Visitenkarte angebracht. Besuch aus Baden, sozusagen. Da niemand die Aufkleber wieder entfernt hatte, schienen sie auch keinen zu stören. So einfach kann das Leben mitunter sein.

Ein legendäres Spiel und 16 Tore

Stockholms Stadion, Klocktornet

Stockholms Stadion, Klocktornet

Dann widmeten wir uns endgültig dem Stadion. Während wir auf der Tartanbahn durch das Stadion schlenderten, erinnerten wir uns einer Geschichte, die wir einmal in unseren Kindertagen gelesen hatten. Wir hatten von einem sagenhaften 16:0-Sieg einer deutschen Nationalmannschaft gegen Russland gelesen. Das Spiel sollte während der Olympischen Spiele 1912 stattgefunden haben. Standen wir hier also an einer derart historischen Stätte? Olympische Spiele 1912, Stockholm, Stockholms Stadion – eigentlich konnte es keinen Zweifel geben. Um es ganz sicher zu machen, beschlossen wir, die Fakten später noch einmal zu überprüfen. Und das war gut so. Richtig war, dass das Spiel anlässlich der Olympischen Spiele in Stockholm stattgefunden hatte. Trostrunde, 1. Runde, um genau zu sein. Schauplatz des Torspektakels war allerdings nicht Stockholms Stadion, sondern Tranebergs IP. 16 Tore in einem Spiel, die man muss man erstmal bringen. Noch besser: die 16 Dinger verteilten sich auf nur vier Torschützen! Und einer davon, es war der legendäre KFV-Spieler Gottfried Fuchs, erzielte gleich zehn Treffer. Sein KFV-Mannschaftskamerad Fritz Förderer kam immerhin auf vier Tore, Emil Oberle vom Lokalrivalen Phönix traf einmal, genau wie Karl Burger von der Spvgg Fürth. Nun war die Sache richtig gestellt. Auch wenn wir uns nicht auf jenem historischen Boden befanden, so konnten wir uns doch immerhin an der fußballerischen Qualität zweier Spieler unserer alten Liebe, des Altmeisters Karlsruher FV, erfreuen.

Ein Hoch auf die Sammelleidenschaft

Stockholms Stadion

Stockholms Stadion: Gegengerade und Kurve

Nachdem wir unsere Stadionbesichtigung beendet hatten, schlenderten wir gemütlich zum Parkplatz zurück. Dort sollten wir eine böse Überraschung erleben. Am Fenster klebte ein Ticket. Wir staunten, hatten wir doch ordnungsgemäß einen Parkschein gezogen, und nun das. Das soll mal einer verstehen. Wir taten dies als Fehler eines übereifrigen Wachmannes ab und fuhren unseres Weges. Der Chronist, für seine Sammelleidenschaft von Tickets und Belegen jeder Art bekannt – und oft auch verspottet und kritisiert – fügte den Beleg später seiner Sammlung, den so genannten »heiligen Belegen« hinzu. Und das war gut so.
Der Parkplatzbetreiber setzte wirklich alle Hebel in Bewegung, um eine Strafe (wofür auch immer, möglicherweise dürfen nur Angehörige dort parken, was aber nicht ausgewiesen oder zu erkennen war) durchzusetzen. Rund ein Jahr nach diesem Besuch flatterte dem Chronisten ein Anwaltsschreiben einer Kanzlei aus Schleswig-Holstein ins Haus, in dem ihm Strafverfolgung angedroht wurde, sollte er nicht umgehend den von der Kanzlei geforderten Betrag überweisen.
Der Chronist ging an seine Schatulle mit den »heiligen Belegen«, kramte das Parkticket von der Sporthochschule heraus und schickte eine Kopie – mit entsprechendem Text – an die eifrigen Anwälte. Damit war die Sache dann erledigt. Insofern war der erste Besuch in Stockholms Stadion nicht von negativen Eindrücken geprägt. Dieser Vorfall war auch noch für eine andere Sache gut: diese Angelegenheit brachte die Spötter und Kritiker der Sammelleidenschaft endgültig zum Verstummen …

 

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