Arbeiterfußball in Berlin und Brandenburg! Schon das Buchcover ist klasse! Da kicken ein paar Arbeiter vor einem Firmengebäude und Sportkamerad Lenin – sauber einkopiert – sieht seinen Schützlingen zu. Überhaupt, das Thema ist echt interessant. Der Chronist, an dem der »Arbeiterfußball« bislang mehr oder minder vorbeigegangen ist, muss seine Meinung oder vielleicht auch besser seine Nicht-Meinung zu diesem Thema revidieren. Ein spannendes Buch, ohne jeden Zweifel.
Arbeiterfußball 1910 -1933 – 23 sehr bewegte Jahre
In Christian Wolters Buch (unter Mitarbeit von u.a. Titus Hopp, Daniel Küchenmeister und Werner Skrentny) ist alles drin. Sport, Politik, Zeitgeschichte, ja sogar Mord und Totschlag. Das Buch beschreibt die bewegten Zeiten von 1910 bis 1933. Und da war – nicht nur politisch – allerhand geboten: Kaiserreich, Weltkrieg, Weimarer Republik und die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. In Summe 23 sehr bewegte Jahre.
In den informativen Berichten über den Arbeiterfußball ist auch ein umfangreicher »Kurs« in Zeitgeschichte enthalten. Einiges ist noch aus Schulzeiten präsent, einiges im Lauf der Jahre verloren gegangen und einiges lesen wir in diesem Buch zum ersten Mal. In den Fußballzusammenhang eingebaut kommt das Thema eindringlicher an als in jedem Schullehrbuch. So macht Geschichte Spaß.
Explosive Stimmung in Deutschland
Wie explosiv die Stimmung im Lande teilweise war, zeigt uns die eine oder andere kernige politische Aussage. »Bürgerliche Sportvereine sind Rekrutenschulen für den Krieg gegen die Sowjetunion« steht da auf einem Bild. Deutlicher und direkter geht es kaum. Überhaupt, Christian Wolter hat wunderbares Bildmaterial zusammengetragen. Der Leser kann sich beim Betrachten der Bilder förmlich in jene Zeit hineinversetzen. Und die war beileibe nicht ohne. Greifen wir uns als Beispiel den Doppelmord von Arensdorf heraus. Diese Geschichte zeigt, wie explosiv die damaligen Zeiten wirklich waren. Kleine gegenseitige Pöbeleien führten zu einer Katastrophe. Ein Gutsbesitzer hetzt seinen geistig behinderten Sohn gegen durchreisende Arbeitersportler auf. Der Junge greift zur Flinte und lädt durch. Ergebnis: Zwei tote Arbeitersportler.
Mit »Arbeiterfußball in Berlin und Brandenburg« legt Christian Wolter erneut ein erstklassiges Buch vor, das seinen Vorgängern »Schlachten, Tore, Emotionen. Das Bruno-Plache-Stadion in Leipzig-Probstheida« und dem Berliner Stadionklassiker »Rasen der Leidenschaften. Die Fußballplätze von Berlin. Geschichte und Geschichten« in nichts nachsteht. Insofern ist der Käufer bei diesem Buch auf der absolut sicheren Seite.
Christian Wolter
Arbeiterfußball in Berlin und Brandenburg
Arete Verlag, Hildesheim
Format 21 x 29,7 cm, 232 Seiten, diverse Fotos, Paperback
ISBN 978-3-942468-49-7
19,95 €