Bandy – die eisige Alternative

Die Geschichte des Bandy reicht weit zurück. Die Wiege des modernen Spiels stand im Nordosten Englands. Wenn im Winter die feuchten Wiesen zufroren, wurde Bandy gespielt. Der Name »Bandy« kommt aus dem Walisischen und bedeutet »gebogener Stock«. Im 19. Jahrhundert verbreitete sich das Spiel von dort sowohl in Europa, als auch auf dem nordamerikanischen Kontinent. Auch wenn es zu dieser Zeit z.B. in Berlin und Leipzig vereinzelt Bandy-Clubs gab, konnte sich der Sport in Deutschland (leider) nicht durchsetzen. Die erfolgreichsten Bandy-Nationen sind die ehemalige Sowjetunion, Schweden und Russland. WM-Rekordtitelträger ist die Sowjetunion/Russland gefolgt von Schweden. In diese Phalanx konnte bislang nur Finnland eindringen.

Vereiste Fußballfelder

Gespielt wird ursprünglich auf einem vereisten Fußballfeld. Inzwischen – unseren modernen Zeiten sei Dank – gibt es aber auch schon Hallen, in denen Bandy (nicht Rinkbandy, das mit Eishockeybesetzung auskommt) gespielt werden kann. Pro Team stehen elf Mann auf dem Eis – ein Torhüter und zehn Feldspieler. Die Goalies spielen ohne Stock. Die anderen gehen mit Schläger und Schlittschuhen auf die Jagd nach einem ca. 7 cm großen roten Ball, den es im gegnerischen Tor unterzubringen gilt. Die Spieler wechseln fliegend und wer grob foult, geht zehn Minuten auf die Bank. Die Grundregeln ähneln denen des Fußballspiels: Abseits, Toraus, Ecken, Freistöße. Die Spielzeit beträgt 2 x 45 Minuten. Das Tor ist 3,50 m breit und 2,10 m hoch.

Bandy – ein schnelles Spiel

Das Spiel ist wahnsinnig schnell. Wie schnell, wußte Kenneth Kvist, ehemaliger Geschäftsführer und Sportlicher Leiter von Hammarby Bandy aus Stockholm, zu berichten. Sein Spieler Robert Sundin wurde zu wissenschaftlichen Zwecken mit einer Helmkamera ausgestattet. Die Messungen ergaben, dass Sundin mit rund 40 km/h übers Eis fegte. Beim Bandy sind Körperbeherrschung und eine vorzügliche Technik im Umgang mit Stock und Ball gefragt. »Im Gegensatz zum Eishockey«, sagte Kvist, »geht das Spiel gegen den Ball und nicht gegen den Gegner«. Kenneth Kvist berichtete auch von einem Trainer der Eishockeyjunioren, der seinen Spielern den Rat gab, Bandy zu spielen, weil man da richtig Eislaufen l

Große Bandy-Tradition in Schweden

In Schweden hat dieser Sport große Tradition. Nach Eishockey und Fußball rangiert Bandy auf Platz drei der beliebtesten Sportarten. Da es schwierig ist, bei TV-Übertragungen dem kleinen roten Ball zu folgen, wurde dem Vorschlag zugestimmt, den Ball etwas größer zu gestalten, dennoch ist immer noch ein »Adlerauge« erforderlich, um den roten Ball immer im Blick zu haben. Auch live im Stadion ist es eine Herausforderung für das Auge als, Zuschauer immer auf Ballhöhe zu bleiben.
Spannende Szenen gibt es bei Bandy-Spielen reichlich zu sehen. Das gekonnte Dribbling: Der kleine rote Ball wird eng am Schläger geführt und die Gegenspieler reihenweise umkurvt. Oder der geniale Pass in die Spitze, gerne auch über 50 oder 70 Meter. Dem Mitspieler bleibt dann nur noch, den Ball elegant in der Luft anzunehmen, um ihn dann im gegnerischen Tor unterzubringen. Echt sehenswert!

Bandy-Elitserien und Bandy-Allsvenskan

In Zeiten, in denen es noch kein Kunsteis gab, startete die Bandy-Saison am 2. Weihnachtsfeiertag und dauerte bis Ende Februar. Noch heute genießt der 26. Dezember im Bandy-Kalender besondere Aufmerksamkeit. In der Regel werden die Spiele der Vereine an diesem Tag zu Familienfesten ausgeweitet.Die Zeiten haben sich inzwischen allerdings geändert. Die Spieler bereiten sich ab Sommer auf die neue Spielzeit vor. Die ersten Testspiele steigen im August. Die Saison läuft von Mitte/Ende Oktober und wird im Frühjahr mit den Play Offs enden. In Schweden spielen in der Regel Semi-Profis. Die höchste Liga ist die Bandy-Elitserien, die Liga darunter die Bandy-Allsvenskan. Im Gegensatz dazu gibt es in Russland eine Profi-Liga. Die russischen Talentspäher kommen regelmäßig nach Schweden, um zu versuchen, die besten Spieler in die russische Profi-Liga zu lotsen.

See you in Vänersborg  – Bandy WM 2019

Wie schon eingangs erwähnt, konnte das Bandy-Spiel in Deutschland nicht Fuß fassen. Anfang des vergangenen Jahrhunderts gab es einige zaghafte Versuche, das Spiel zu etablieren, die aber mehr oder weniger schnell im Sande verliefen. Und doch hat sich in den letzten Jahren in punkto Bandy in Deutschland etwas getan. Seit 2013 gibt es den Deutschen Bandy Bund (www.bandy-bund.de). Dazu muss allerdings gesagt werden, dass in Deutschland Rinkbandy, die »Sparvariante« in Eishockey-Besetzung in herkömmlichen Eishallen gespielt wird. In der Zeit vom 22. Januar bis 2. Februar 2019 finden im schwedischen Vänersborg die nächsten Bandy-Weltmeisterschaften statt. Auch das deutsche Team wird dabei sein. Es spielt in Gruppe 2 zusammen mit Norwegen, den USA und den Niederlanden. In der Top-Gruppe 1 spielen Schweden, Russland, Finnland und Kasachstan um Weltmeisterehren.

 

 

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