Celtic – das Buch

Vor geraumer Zeit reiste der Rezensent auf die grüne Insel, um Fotos für ein Irland-Projekt zu sammeln. Das Thema Fußball hatte er bei diesem Trip ganz und gar nicht auf der Uhr. Auf der Suche nach einem von einem englischen Musikmagazin wärmstens empfohlenen Plattenladen schlenderte er durch Belfast. Den »recommended Record Shop« fand er. Allerdings mit Brettern vergenagelt, was die Laune gleich in den Keller fallen ließ. Mißmutig wanderte er im strömenden Regen weiter. Beim Aufwärmen in einer Shopping Mall entdeckte er dann einen sehr gut ausgestatteten Celtic-Fan-Shop (Ähnliches sollte einige Tage später in Dublin wieder passieren, nur ohne strömenden Regen und ohne Plattenladen). Nichts wie rein und sich mal umgesehen. Der Laden bot wirklich alles. Klamotten, Bücher, DVDs, sonstige Souvenirs. Die optimale Präsentation des »irischen« Clubs aus Glasgow.

Celtic Glasgow – ein irischer Club

Celtic Glasgow Europapokal der Landesmeister

Der »Henkelpott« im Celtic-Schrank: 25. Mai 1967, Celtic – Inter 2:1

Im Gespräch mit dem Verkäufer kam sofort so etwas wie Stolz auf Celtic durch. Viele Iren, so erzählte er begeistert, würden regelmäßig zu den Spielen nach Glasgow fahren. Und die Reise von Irland nach Glasgow ist ja nicht unbedingt ein Katzensprung. Wohl dem Club, der solch treue Fans hat.

Und in der Tat, Celtic Glasgow ist ein spezieller Club. Der Ire Andrew Kerins (irisch: Aindreas Ó Céirín), kirchlicher Name Bruder Walfrid, gründete den Club am 6. November 1887. Er sollte ein Anlaufpunkt für die armen irischen Einwanderer im Osten Glasgows sein. Aus diesem Anlaufpunkt für die Armen wurde im Lauf der Jahre eine ganz große Nummer.
In den letzten 132 Jahren hat Celtic Glasgow reichlich Geschichte geschrieben. Celtic, der Club der Katholiken, immer im Wettstreit mit den protestantischen Glasgow Rangers. Das Glasgow-Derby Celtic vs. Rangers, das sogenannte »Old Firm«, ist noch heute eines der mitreißendsten Derbys auf diesem Planeten.

Jede Menge Meisterschaften und Pokalsiege stehen auf der Ehrentafel des Clubs. Absoluter Höhepunkt war sicherlich der Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1967. In Lissabon schlug Celtic das Team von Inter Mailand. Die von Trainerlegende Jock Stein gecoachten »Lisbon Lions« waren der erste britische und nicht südeuropäische Club, der diesen Titel erringen konnte. Ein Jahr später sollte Manchester United Celtic beerben und den europäischen Thron besteigen. Bislang hatten Real Madrid, Benfica Lissabon und die Mailänder Clubs AC und Inter diesen Wettbewerb dominiert.
1970 erreichten die Schotten noch einmal das Finale im Cup der Landesmeister. In Mailand trafen sie auf Feyenoord Rotterdam. Doch die von Ernst Happel trainierten Niederländer behielten die Oberhand und läuteten die niederländische Dominanz der Jahre 1970 bis 1973 in diesem Wettbewerb ein. Von derartigen Erfolgen sind Celtic und auch der schottische Fußball momentan jedoch sehr weit weg.

Katholiken und Protestanten

Dietrich Schulze-Marmeling erzählt in seinem Buch »Celtic« nicht nur die Geschichte des Fußball-Clubs Celtic Glasgow. Er versorgt seine Leser auch mit reichlich Hintergrundwissen. Die Geschichte des Clubs ist auch die von Katholiken und Protestanten, die sich gegenseitig das Leben schwer machen. Und wie wir aus diversen Epochen der Weltgeschichte immer wieder erfahren mussten, hat Religion den Menschen noch nie Friede und Freude gebracht. Das ist auch in Irland respektive Schottland nicht anders.

Celtics Ursprung liegt in Irland. Die nordirische Hauptstadt Belfast ist noch heute gespalten in katholische und protestantische Viertel. Selbst wenn die Feindseligkeiten inzwischen offiziell für beendet erklärt wurden, unter der Decke dürfte es dort immer noch kräftig brodeln. Und da sind wir genau an dem Punkt, an dem Dietrich Schulze-Marmelings Buch richtig griffig wird. Im Kapitel »Celtic, Irland und die »Troubles«« entführt er den Leser nach Belfast und bringt die Dinge auf den Punkt. Und wieder reduziert sich das Thema auf die Punkte Katholiken und Protestanten. Da das gesamte Leben dort um diese beiden Ankerpunkte kreist, überträgt sich das auch auf den Fußball. Absolut interessant zu lesen. Dazu hat der Autor exzellentes Bildmaterial ausgesucht. Das macht richtig Spaß.

Fußball und Zeitgeschichte

Auch wenn Celtic Glasgow im europäischen Fußball heute keine tragende Rolle mehr spielt, so ist es doch ein wichtiger Club, über den es sich zu informieren lohnt. So manch großer Name aus der Fußballbranche war in Parkhead zuhause. Trainerlegende Jock Stein als Coach und als Spieler, Wirbelwind Jimmy Johnstone, das Sturm-As Kenny Dalglish oder Schwedens Wunderkicker »Henke« Larsson, der zum besten Ausländer, der je das Celtic-Trikot getragen hat, gewählt wurde.
Mit der Investition in »Celtic« schlägt der Leser zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Geschichte eines großen Clubs und dazu noch eine ordentliche Portion Zeitgeschichte. Was will man als Leser mehr. Absolut empfehlenswert.

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Fotocredit Trophäenschrank: Copyright edition Alaska

 

Celtic Schulze-MarmelingDietrich Schulze-Marmeling
Celtic
Ein »irischer« Klub in Glasgow

304 Seiten; 13,5 x 21,5 cm, Paperback Fotos

ISBN: 978-3-7307-0377-9

1. Auflage 2018

16,90 €

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ISBN: 9783730704103 (ebook)

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