Wie meistens im richtigen Leben, so gibt es auch hinter unserem Buch eine »Story hinter der Story«. Und die wollen wir den Lesern des Buches bzw. den Besuchern der »Sprecherkabine« keinesfalls verheimlichen. Sie begann im Herbst 2013. Da lernten wir Benjamin Plötz über die Empfehlung eines gemeinsamen Freundes kennen. Relativ schnell stellte sich heraus, dass Benjamin Plötz, im Gegensatz zu vielen anderen, die in diesem Gewerbe unterwegs sind, einen Plan von dem hatte, was er beim SV Lichtenberg 47 in die Tat umsetzen wollte. Da war kein großes Getöne, sondern klare Ideen, deren Umsetzung Zeit, Geld und viel Willensstärke erfordern würde. Dies gefiel.
Zeittakt: Eine Woche
So vertiefte sich der Kontakt. Benjamin Plötz erzählte uns von den Tagesabläufen seiner Tätigkeit bei den 47ern und schnell kam die Idee auf, ein Fußball-Blog ins Leben zu rufen, der die tägliche Arbeit eines Managers im Amateurfußball zum Thema haben sollte. Das Thema erschien uns recht spannend, da jeder gerne zum Fußball geht, aber kaum einer wirklich weiß, an welchen Strippen hinter der Bühne gezogen wird – und das selbst im Bereich »Amateurfußball«. Nun brauchten wir nur noch einen Namen, aber auch hier konnten wir recht schnell Vollzug melden. Der Fußball ist auf die Zeitachse »Woche« getaktet. Zwar trainieren die ambitionierteren Kollegen fast täglich, aber der Zeittakt »Woche« ist einfach der bestimmende. Insofern sollte unser Blog die »Fußball-Woche« des Sportlichen Leiters des SV Lichtenberg 47 hier in Berlin beschreiben. Auch beim Suchen einer Domain wurden wir schnell fündig: »www.fussball-woche.berlin« beschrieb unser Thema auf den Punkt (Auch sei hier noch einmal explizit darauf hingewiesen, dass unser Projekt rein gar nichts mit dem wöchentlich erscheinenden Berliner Fußball-Magazin »Fußball-Woche« zu tun hat. So weit so gut.
Der Plan funktioniert nicht
Nun hatten wir unser Blog am Laufen und füllten es täglich neu mit Geschichten aus dem Arbeitsleben von Benjamin Plötz. Der ursprüngliche Plan war, das Blog am Ende der Saison mittels einer Buchveröffentlichung zu adeln. Doch so weit sollte es nicht kommen. Recht schnell merkten wir, dass wir mit unserer Geschichte auf einem schmalen Grat unterwegs waren. Zu schmal, um am Ende richtig zu punkten und das Ganze in Buchform zu gießen. Unser Problem war, dass wir mit Informationen konfrontiert wurden, die teilweise nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Da sassen wir nun mit einer guten Idee, die sich aber nicht wunschgemäß umsetzen ließ, ohne Porzellan zu zerschlagen. Was tun? Das war jetzt die große Frage.
Eine neue Idee kommt auf
Für uns war klar: Auch wenn wir mit der Form des Blogs so nicht ganz glücklich waren, wir wollten ihn auf jeden Fall zu Ende bringen: »365 Tage Fußball«! Das war Pflicht. Dann kam uns Freund »Zufall« zu Hilfe. Die »47er« legten im Pokal eine gute Serie hin und wir beschlossen Benjamin Plötz und seinen Verein auf dem Weg zum größten Vereinserfolg der jüngeren Vergangenheit – dem Gewinn des Berliner Landespokals – zu begleiten. Ganz am Ende sollte unser Protagonist den Berliner Pokal in den sommerlichen Abendhimmel recken und jubeln.
Das erschien uns ein hervorragendes Amateur-Thema zu sein. Ein gut geführter Amateurclub klopft im DFB-Pokal bei den Kollegen vom »Big Business« an und bessert die Vereinskasse auf. Eine schöne Geschichte vom kleinen David, der an den süßen Früchten naschen darf. Die Sache lief soweit auch nach Plan. Die Lichtenberger Spieler schossen sich ins Finale und trafen am Ende sogar noch auf einen unterklassigen Gegner. Eine wunderbare Geschichte. Besser hätte es für die Lichtenberger gar nicht laufen können oder sollte gerade das die Crux an der Geschichte werden?
Und es kommt doch alles anders
Nun, an diesem 28. Mai 2016, dem erstmals ausgetragenen »Finaltag der Amateure«, war deutschlandweite TV-Präsenz garantiert, Nur, irgendjemand schien das »Drehbuch« umgeschrieben zu haben. Die Lichtenberger Favoriten liessen es lässig, zu lässig, angehen, die Underdogs des BFC Preussen kämpften wie die Löwen. Am Ende kam es, wie es denn in solchen Fällen kommen muss: Der David aus Lankwitz zog den Goliath aus Lichtenberg am Nasenring durch die Manege. Wir ahnten recht schnell, dass unser Plan nicht aufgehen würde. Nach 95 Minuten durften wir dann endgültig sicher sein, dass unser Plan den berühmten Bach runter gegangen war. Wieder Pech. Was, besonders für den SV Lichtenberg 47, ein triumphaler Abend hätte werden sollen, endete im Fiasko und in der Depression. Die Lichtenberger Spieler saßen auf dem Rasen des Jahn-Sportparks und heulten wie die Schlosshunde. Zu spät, um das Schicksal noch wenden zu können.
Alles wird gut
Auch für uns hatte dieser Ausgang des Abends tiefgreifende Folgen: Nichts war es mit der Gute-Laune-Happy-End-Nummer (sind wir ehrlich, hatten wir fast fertig) und dem »Den-Pokal-in-de-Berliner-Abendhimmel-recken«. Unsere Geschichte musste neu geschrieben werden – mit tragischem Ausgang. Wir machten uns auch gleich an die Sache ran, modifizierten die Interviews zum Thema »Pokal«, ergänzten Texte und Interviews. Wir sind – trotz allem – überzeugt, dass es uns gelungen ist, ein schönes und interessantes Buch zum Thema »Amateurfußball« vorzulegen – und das, obwohl es inzwischen eigentlich kaum noch etwas mit unserer ursprünglichen Intention zu tun hat. So ist das Leben, so ist der Fußball. Wie heißt es doch so schön: Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten – mitunter eben auch länger. Und der Ausgang ist allemal ungewiß.