Was wäre der Fußball ohne die richtigen Fans? Stellen wir uns das einfach einmal vor. Unten auf dem grünen Rasen mühen sich 22 Spieler ab. Oben auf den besseren Plätzen sitzt die Prosecco-Fraktion in ihren Logen. Sie schlürfen ihr Süppchen, knabbern an vornehm an ihren Canapés und ab und an prostet man sich mit Prosecco zu. Fällt unten ein Tor für die Richtigen, gibt es dezenten Beifall für die sportliche Leistung. Vielleicht sitzt eines Tages noch ein pinseliger Oberschiedsrichter im Stadion und ermahnt die Zuschauer mit vornehm-näselnder Stimme nicht zu laut zu sein. Nur nicht die Konzentration der Spieler stören. Tennis lässt grüßen! Wollen wir das wirklich?
Was wäre der Fußball ohne die richtigen Fans?
Nein, das wollen wir natürlich nicht. Was für eine schauerliche Vorstellung. Kommen wir doch einfach wieder zum Anfang zurück. Was wäre der Fußball ohne die richtigen Fans? Nichts. Fans sind gleichzeitig Pfeffer und Salz in der Suppe. Das Sahnehäubchen auf dem Dessert. Die Zitronenscheibe im Kristallweizen.
Sie sind es, die für die Stimmung im Stadion sorgen. Sie sind es, die eisern hinter ihrer Mannschaft stehen und sie nach vorne treiben, wenn es denn mal nicht so läuft. Fans können ihre Mannschaft förmlich zum Sieg schreien. So mancher Spieler hat schon vor dem Spiel die Hosen voll, wenn er daran denkt in den gegnerischen Hexenkessel einlaufen zu müssen. Das ist es, was die Magie des Fußballs ausmacht.
Auf der anderen Seite tragen – in diesem Fall – sogenannte Fans die Verantwortung für diverse Katastrophen in der Gesichte des Fußballs. Denken wir an Heysel 1985 oder Hillsborough 1989, um hier nur die schlimmsten anzuführen. Leider gibt es aber auch im Fußballalltag regelmäßig Ärger mit Fans oder solchen, die sich einfach so nennen. Da werden im Namen des Fußballs und des betreffenden Clubs Innenstädte zerlegt oder auch schon mal Unbeteiligte vermöbelt. Dinge, die niemand braucht. Fußball-Fans und ihre Fehden – ein Dauerthema.
»Kurvenrebellen« – Spurensuche in der Fanszene
Zeit, das Thema etwas ausführlicher zu beleuchten. Autor Christoph Ruf hat die Herausforderung angenommen und sich in der Fanszene auf Spurensuche begeben. Sind die Ultras so schlecht wie ihr Ruf? So die spannende Frage. In »Kurvenrebellen« gibt der Autor dem Leser differenzierte Antworten. Es ist alles nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Sache geht deutlich tiefer. Seine Reise führte Christoph Ruf landauf landab durch die Republik. München, Fürth, Köln, Dortmund, Münster, Erfurt, Stuttgart, Karlsruhe – alles geboten.
Beispiel FC Bayern München: Wir erinnern uns alle noch an jene Rede von Uli Hoeneß, in der er den sich beklagenden Bayern-Ultras ordentlich einen vor den Latz knallte (zur Erinnerung: Den Logen-Besuchern das Geld aus der Tasche ziehen, damit die Stehplatzbesucher für einen schmalen Taler ins Stadion kommen können). Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Leider ist die Stehplatzfraktion deutlich in der Minderheit. Die Ultras von der »Schickeria« stehen beim Verein ohnehin nicht so hoch im Kurs. Dazu kommt die generelle Tendenz, dass der Event-Fan deutlich höher im Kurs steht als der Ultra. Bleibt die Frage: Wie gehen diese Fans damit um, dass man sie eigentlich nicht haben will?
Christoph Ruf gelingt es, alle Seiten dieses Dauerthemas umfassend zu beleuchten. Nach der Lektüre von »Kurvenrebellen« wird der Leser viele Dinge anders sehen. Und das ist gut so. Umfassende Aufklärung hat bekanntlich noch niemand geschadet. »Kurvenrebellen« taugt sowohl als Pflichtlektüre für Ultras, als auch für Ultra-Gegner.
Christoph Ruf
Kurvenrebellen
Die Ultras – Einblicke in eine widersprüchliche Szene
Verlag Die Werkstatt
208 Seiten, Format 13 x 21,5 cm, Paperback, Fotos
ISBN: 978-3-7307-0044-0 (print)
Preis: 12,90 €
ISBN: 978-3-7307-0070-9 (ebook/ePUB)
Preis: 9,99 €