Vater & Sohn Part II

Thomas und Benjamin Plötz, Blau-Gelb Berlin, © Plötz privat

Spielzeit 1997/98: Thomas Plötz trainiert die F-Jugend des SV Blau-Gelb Berlin, Benjamin sitzt vor ihm          © Plötz privat

Gehen wir mal in eine andere Zeit zurück: Was war das damals für ein Gefühl, Bennys Trainer zu sein und wie kam es dazu?

Bennys erste Station war Blau-Gelb Berlin. Nach der Anmeldung dort stellte der Verein fest, dass der eingeplante Trainer nicht mehr zur Verfügung stand. Daraufhin wollte der Club aus Mangel an Trainern die Mannschaft abmelden. Da habe ich mich angeboten auszuhelfen.
Meinen eigenen Sohn zu trainieren war dann sofort ein seltsames Gefühl. Es fühlt sich komisch an, eben noch privat ein Küsschen auf die Wange und im nächsten Moment muss ich klare Anweisungen geben, die ein so junger Spieler dann nicht gleich versteht. Aber ich denke wir haben das gut gemeistert.

Benny hat erzählt, Sie hätten ihn ins Tor geschickt, weil er der Größte war. Er fand das alles andere als prickelnd. Gab es da im Hause Plötz die ganz heißen Diskussionen um die Position auf dem Feld?

Auf Grund seiner Körpergröße und seiner Übersicht war das eine logische Konsequenz, ihn ins Tor zu stellen. Natürlich hatten wir eine zeitlang Diskussionen darüber, da Tore schießen einem Kind deutlich mehr Spaß macht, als welche zu verhindern. Im Laufe der Saison hatten wir dann Ersatz fürs Tor gefunden und dann hatte Benny oft seinen großen Auftritt. Da war die Welt dann auch wieder in Ordnung.

Zu den eigenen Kindern hat man ja immer ein ganz spezielles Verhältnis und die Erwartungen an den eigenen Nachwuchs sind meist andere. Wie schwierig war es, Benny nicht anders zu bewerten, als die anderen Kinder, die mitgespielt haben?

Das eigene Kind innerhalb einer Mannschaft zu bewerten, ist immer schwierig. Ich habe auf Grund meiner eigenen sportlichen Zeit einen sehr hohen Anspruch gehabt. Nun muss ich ehrlich dazu sagen, dass Benny schon damals gezeigt hat, dass er Talente besaß, die besonders waren. Das Fußballerische sowieso, aber auch der Umgang mit seinen Mitspielern und immer ein Ziel: Unsere Mannschaft gewinnt!!! Er forderte auch nie einen – Papabonus – ein. Er wollte einfach nur spielen und das konnte er verdammt gut. Dieser riesige Ehrgeiz, der Beste zu sein, begleitet ihn noch heute. Eine Gabe, die ihn auch in seiner jetzigen Arbeit vorantreibt.

Benny hat erzählt, Sie haben seine Karriere immer intensiv begleitet und unterstützt. Was war das für Sie als Vater für ein Gefühl, als Benny nach Hause kam und erzählt hat, dass er aus Verletzungsgründen aufhören muss?

Als Benny das letzte Mal operiert wurde und klar war, dass der aktive Fußball ab sofort der Vergangenheit angehören würde, war plötzlich eine seltsame, nicht zu verstehende Situation entstanden. Ich dachte, oh je, was passiert mit einem jungen Menschen, der diesen Sport so sehr liebt und ihn nicht mehr ausleben kann/darf? Ich machte mir ernsthaft Sorgen, was jetzt geschehen würde. Wohin führt jetzt sein Weg? Aber seine mentale Stärke hat ihm schnell geholfen, einen neuen Weg zu finden, den er gerne weiter gehen möchte.

Das war vermutlich der Augenblick, an dem Ihr Sohn Sie am meisten gebraucht hat. Wie sind Sie bzw. auch Ihre Frau mit dieser Situation klar gekommen? Was konnten Sie tun bzw. haben Sie getan?

Familie Plötz, @ Plötz privat

Manuela und Thomas Plötz, die Eltern von Benjamin Plötz; Foto Plötz privat

Als der Fakt – Sportinvalide mit 24 – klar war, begann die Mission – »was nun«. In dieser prekären Situation konnte Benny auf seine gesamte Familie zurückgreifen und sich dort erst mal Trost und Rat holen. Wir waren alle für ihn da, haben viel gesprochen und auch versucht, ihn abzulenken, was nicht immer so gut gelang. Sein ebenfalls fussballverrückter Schwager war da auch immer ein guter Partner. Die beiden sind fast gleich alt und haben das gleiche Interesse. Das tut unheimlich gut. Alles in allem hat die Familie – jeder auf seine Art – ihm geholfen, nach vorne zu schauen.

Was würden Sie Ihrem Sohn für seine fußballerische Zukunft wünschen?

Ich denke, dass er seine Visionen und Träume nie aufgeben wird. Sein Wille und seine Kompetenz im Bereich Fußball sind riesig. Ich wünsche ihm, dass er eines Tages in den Bereichen »Regionalliga« oder »3. Liga« arbeiten wird. Ein solch akribische Arbeiter wie Benny passt dort, so glaube ich ganz fest, auf jeden Fall hin. Es wäre cool, wenn er mit dem SV Lichtenberg 47 diesen nächsten Schritt gehen könnte.

Nun noch mal zu Ihnen selbst: Wer ist Ihr persönlicher Lieblingsfeldspieler aller Zeiten und warum?

Ulf Kirsten – der Kämpfer überhaupt

Wie sieht es diesbezüglich bei den Torhütern aus?

Jürgen Croy – ein überragender Torhüter

Und zum guten Schluss: Wer ist für Sie DER Trainer?

Hans Meyer – Gigant der alten Schule

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