Sportvereinigung Lokomotive

Straupitz im Spreewald ist durchaus eine Reise wert. Die berühmte Schinkel-Kirche und die Holländer-Windmühle, in der es laut diverser Quellen das gesündeste Leinöl zu kaufen gibt, dürften der größte Publikumsmagnet sein. Oder auch Kornspeicher und Kahnhafen.

Da wir im Vorfeld nicht wußten, was uns in diesem 1000-Seelen-Ort Straupitz (sorbisch Tšupc) erwartete, waren wir umso mehr überrascht. Nachdem wir Ort und Schinkel-Kirche erkundet hatten, stießen wir hinter dem Straupitzer Schloß auf ein kleines Schatzkästchen. Kurz hinter dem Ortsausgang auf der Strasse nach Burg entdeckten wir einen Seitenweg. Von Neugier getrieben bogen wir ein und landeten auf einem Sportgelände, das aus einer anderen Zeit zu sein schien.

Logo Lokomotive Tšupc

Logo Sportvereinigung Lokomotive Straupitz/Tšupc

Am Sportlerheim hing ein Logo, welches den Besitzer oder Nutzer dieser Anlage preisgab: Sportvereinigung Lokomotive. Das Straupitz im Namen fügten wir innerlich dazu. Wenn wir den sorbischen Namen von Straupitz wählten, Lokomotive Tšupc, dann hatte der Vereinsname noch einen weit exotischeren Klang. Dies gefiel und machte neugierig.
Das Logo schien aus einer ganz anderen Zeit zu sein, hatte gar einen sozialistischen Touch. Und es faszinierte uns. Der Name Lokomotive für einen Sportverein war ja in der ehemaligen DDR bzw. im Ostblock nicht ungewöhnlich. An dieser Stelle sei nur an Lokomotive Leipzig, Lokomotive Stendal oder Lokomotive Moskau erinnert. Die Lokomotive, die das Logo zierte, symbolisierte Wucht, Kraft und Energie. In irgendeiner Form erinnerte es an die sowjetischen Filme der 20er und 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Da bestimmten auch immer Maloche und kraftvolle Maschinen die Bilder. Dass ein solches Vereinslogo noch existierte, begeisterte und verwunderte uns gleichermaßen. Da hatten wir auf jeden Fall einen kleinen kulturellen Schatz entdeckt, den es zu archivieren galt. Später sollte dann eine Geschichte über das Wie und Warum entstehen.

Sprecherkabine Lokomotive Tšupc (alte Anlage)

Die alte Sprecherkabine auf dem Gelände der Sportvereinigung Lokomotive Straupitz/Tšupc (alte Anlage)

Da das Logo schon angeschlagen und etwas verblichen war, befürchteten wir, dass es sich um eine aufgegebene Anlage handeln würde. Gleichwohl, der Platz und Sportlerheim an sich waren in einem guten Zustand. In der Mitte des Platzes entdeckten wir dann gleich das nächste Schmuckstück: eine Sprecherkabine, ebenfalls völlig aus der Zeit geraten und ebenfalls faszinierend. Wir dokumentierten die Anlage und beschlossen, weiter zu recherchieren, was es mit der Sportvereinigung Lokomotive wohl auf sich hat.

Leider verschwanden die Fotos und die Recherche im Archiv. Die Idee wurde zwar immer wieder aufgegriffen, aber nie umgesetzt. Schon beim nächsten Besuch auf dem Platz kam das böse Erwachen. Das Sportvereinigung Lokomotive-Logo war verschwunden. Wir recherchierten, dass nach der Wende aus der Sportvereinigung Lokomotive Blau Weiß Straupitz geworden war. Darüber hinaus erfuhren wir, dass es einen zweiten Sportplatz im Ort gab, den wir ebenfalls besichtigten (kein Vergleich zu der Anlage hinter dem Schloß). Irgendwann war dann auch der Tag gekommen, an dem wir bei einem unserer Besuche realisierten, dass die Anlage wohl wirklich aufgegeben worden war. Platz und Umfeld verwilderten zusehends und die Sprecherkabine vergammelte ebenfalls. Das traurige Ende eines Zeitdokumentes.

Sprecherkabine Lokomotive Tšupc (alte Anlage)

Inzwischen ausser Betrieb, aufgegeben und etwas angestoßen: Die ehemalige Sprecherkabine der Sportvereinigung Lokomotive Straupitz/Tšupc (alte Anlage)

 

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