Eigentlich waren wir unterwegs, um ein neues Objektiv in der Praxis zu testen. Als wir am Holzhofstadion in Pforzheim vorbei fuhren, entdeckten wir einen Bautrupp und aufgeschüttete Erdhügel im ehemaligen Stadion. Das liess uns sofort aufmerksam werden. War es nun endlich soweit? Wird der Holzhof nun abgerissen? Das waren die Fragen, die uns durch den Kopf gingen.
Seit dem letzten Spiel (9. Dezember 2019, Oberliga Baden-Württemberg, 1. CfR Pforzheim vs. Freiburger FC) dämmerte das aufgegebene Stadion, in dem in den guten alten Tagen zahlreiche hitzige Lokalderbys zwischen Gastgeber VfR Pforzheim, auch die Rassler genannt, und dem Lokalrivalen FCP ausgefochten worden waren, dahin. Nach der Fusion der beiden Clubs im Sommer 2010 war der Fusionsclub 1. CfR Pforzheim hier zuhause. Nach diesem schon erwähnten Oberliga-Spiel am 9. Dezember 2019 war dann endgültig Schluss im Holzhof und der 1. CfR Pforzheim zog um ins Brötzinger Tal. Entsprechend die aktuelle Optik, die das Stadion dem Betrachter bot.
Doch zurück zu unserem geplanten Trip. Mit dieser Situation hatten wir nun gar nicht gerechnet. Ausserdem waren wir alles andere als vorbereitet, da wir nur das neue Fisheye im Gepäck hatten. Auf der anderen Seite war es ein absoluter Glücksfall, dass wir gerade in diesem Augenblick in dieser Gegend vorbeikamen. Ansonsten wäre das wohl alles an uns vorbei gegangen und eines Tages hätten wir die Kanzlerstraße passiert, allerdings den Holzhof nicht mehr vorgefunden. Mit dieser Situation mussten wir nun leben und einfach das beste daraus machen.
Schaffe, schaffe – Stadion weg
Wir drehten um und fuhren an die Einfahrt der Baustelle, die sich am Ende der ehemaligen Trainingsplätze befand. Dort fanden wir ein Banner der mit dem Rückbau beauftragten schwäbischen Firma vor. Die Headline liess uns – trotz allem – einfach nur schmunzeln. Die Botschaft »Schaffe, schaffe – Häusle weg« sprang uns da förmlich entgegen. Früher ging der Slogan genau umgekehrt.
Um nicht unangenehm aufzufallen, suchten wir gleich den Bauleiter auf und fragten höflich, ob wir im alten Stadion einige Aufnahmen machen könnten. Er lächelte milde (wahrscheinlich dachte er, er hätte es hier mit ein paar romantisierenden Spinnern zu tun) und gab uns sein OK, wies aber daraufhin, dass wir nichts anrühren und auch nicht in den schon gut vorsortierten Müll gehen sollten. So weit, so gut.
Wir fragten ihn auch, was hier nun mit dem Gelände passieren würde. Er bestätigte uns, was wir vor längerer Zeit gehört hatten: Das Gelände liegt im Wasserschutzgebiet der Enz und soll renaturiert werden. Ein LKW-Fahrer, der daneben stand, warf zwar ein, dass »die hier schon ein ordentliches Ding« hin bauen würden, aber der Bauleiter bestätigte die Renaturierung des ehemaligen Holzhof-Geländes.
Wir bedankten uns artig und machten uns an die Arbeit.
Ciao Holzhof!
Es war ein durchaus mulmiges Gefühl, den Holzhof – wahrscheinlich zum letzten Mal – zu sehen. Die der Jugendabteilung gegenüber liegende Bandenwerbung war schon abgerissen. Die ehemaligen Werbebanden lagen zusammengeknüllt neben zwei großen Erdhaufen und warteten auf ihre Entsorgung. Das Tor, das einst hier stand, war ebenfalls schon verschwunden.
Auch die Tribüne war schon ausgeschlachtet. Mehrere Haufen Abfall lagen abholbereit und sortiert davor. Ein altes Schild »Presse« war an der Tribünenwand noch zu sehen. Die Lautsprecher für die Stadiondurchsagen hingen auch noch am Tribünendach. Das war es dann aber auch schon.
Zuletzt wandten wir uns dem Gebäude hinter dem anderen Tor zu. Hier waren einst die Jugendabteilung des VfR Pforzheim sowie die Clubgaststätte zuhause. Am Haus fanden wir noch ein altes VfR-Logo und ein Brauereischild. Die letzten Zeugen der Vergangenheit.
Auf dem Weg zurück dokumentierten wir noch die ehemaligen Kassenhäuschen (Dixie-Klos für die Bauarbeiter inklusive). Dann sagten wir leise: Ciao Holzhof!
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