Hovs GIF: Wembley-Rasen und Friedhofstribüne

Hovs Hallar ist eine herrliche Klippenlandschaft am Kattegat. Sie liegt zwischen Helsingborg und Halmstad. Erst neulich waren wir wieder einmal da. Und auf dieser Reise entdeckten wir sogar etwas, das uns bei den Besuchen zuvor nicht aufgefallen war. Wir fuhren durch das Örtchen Hov und passierten einen Fußballplatz, der eine ganz eigene, charmante Ausstrahlung hatte. Ein herrlich grüner Rasen in der Nachmittagssonne – klar, das weckte unverzüglich unsere Neugier. Also, anhalten, aussteigen, besichtigen und fotografisch dokumentieren war eines.

Sattes Grün statt Gummi-Platte

Hovs GIF, Feffes Arena

Sattes Grün lädt zum Fußballspielen ein …

Als Berliner Fußballfreund ist man von richtig schönen Fußballplätzen ja eher entwöhnt. Lausiger Kunstrasen statt sattem Grün! So liesse sich die Sportplatzsituation in der deutschen Hauptstadt wohl am besten beschreiben. Eigentlich eher anti-fußball-like, möchte man meinen. Das dürfen wir jetzt aber die echten Straßenfußballer nicht hören lassen. Die würden uns die Meinung geigen von wegen verweichlichte Sonntagskicker oder sowas in der Art …
Doch zurück zum herrlichen Naturrasen in Hov. Hier war das alles anders. Der feuchte Rasen verleitete dazu, auf der Stelle die mit Alustollen ausgestatteten Fußballschuhe und einen Ball herauszuholen, um sofort ein Spielchen zu starten. Leider hatten wir weder das eine noch das andere. Machte gar aber nichts. Wir genossen unseren kurzen Spaziergang über den Wembley-Rasen von Hov. Dabei stellten wir uns vor, wie es wohl wäre: Saubere Torwart-Paraden, schöne Tacklings. So macht Fußball erst richtig Spaß.

Hovs GIF, Feffes Arena

Die Friedhofstribüne in der Feffes Arena …

Der Platz war schon für den Winter vorbereitet. Die Saison in Schweden endet in den unteren Klassen Mitte bis Ende Oktober. Die Anlage trug den Namen »Hovvalla Feffes Arena«, wie wir dem Schild über dem kleinen Funktionsgebäude entnehmen konnten. Aus den Werbebanden erschloß sich für uns nicht, wer oder was »Feffe« oder »Feffes« ist. Auf der dem Funktionsgebäude gegenüber liegenden Seite waren entlang des Spielfeldes fast über die gesamte Länge des Platzes Schalensitze angebracht. Wir folgerten für uns: Die Ersatzspielerbänke werden wohl extra zum Spiel vor dem Funktionsgebäude aufgestellt. Die Schalensitzreihe gegenüber ist demnach für das geneigte Publikum vorgesehen.
Und dann fiel noch etwas auf: Schräg hinter der Schalensitzreihe befand sich der Friedhof von Hov. Unsere erste Assoziation: Die Friedhofstribüne des Wiener SK, dessen Stadion direkt gegenüber dem Dornbacher Friedhof liegt. Und schon hatten wir unsere Geschichte: Wembley-Rasen und Friedhofstribüne. Und das im äußersten Nordwesten der schwedischen Provinz Skåne län.

Neugierig, wie wir sind, stellten wir via Smartphone erste Recherchen an, kamen aber nicht weit. Es sollte wohl einfacher sein, den Club zu kontaktieren und den Club-Sekretär zu fragen, was uns interessierte. Kurze Zeit war die Anfrage erledigt und wir hofften auf ein baldiges Echo. Wir wurden enttäuscht. Leider traf – bis heute –  nie ein Antwort ein. Das stieß uns sauer auf und stachelte uns nur noch mehr an, tiefer in die Sache einzudringen. Möglicherweise dachten die Kollegen von Hovs GIF, sie hätten es mit ein paar durchgeknallten Spinnern zu tun, die sich lediglich lustig machen wollen. Wie dem auch sei, nun fühlten wir uns herausgefordert und gingen die Sache aktiv an.

Respekt – großer Sportsgeist

Hovs GIF, Feffes Arena

Funktionsgebäude Hovvalla, Feffes Arena, Hov

Fangen wir mit dem Verein an: Hovs GIF. GIF kann »Gymnastik och Idrottsförening« (Gymnastik und Sportverein) bedeuten. Eine andere Bedeutung von GIF finden wir im Clubnamen des schwedischen Erstligisten  GIF Sundsvall. Dieser geht auf die Guttempler zurück und heißt Godtemplarna Idrotts Förening. Die Guttempler-Geschichte können wir wahrscheinlich für Hovs GIF ausschließen. Der Ort Hov hat gerade mal 100 Einwohner.
Unsere Recherchen ergaben, dass Hovs GIF in einer Spielgemeinschaft mit Torekovs IK als »Torekovs IK/Hovs GIF« in der Division 6 Nordvästra spielt. Im schwedischen Ligensystem ist das die achte Liga. Nach Berliner Verhältnissen wäre das die Bezirksliga. Wir können allerdings wohl davon ausgehen, dass der Ligabetrieb in Schweden nicht so umfangreich ist wie in der deutschen Hauptstadt. Insofern sollten wir – wollen wir wirklich einigermaßen leistungsgerecht vergleichen – die achte Liga in Schweden eher mit der Kreisliga B im Berliner Fußball gleich setzen.
Die Spielgemeinschaft konnte auf zwei Sportanlagen zurückgreifen. Gespielt wurde entweder in Torekov (Sportanlage Torevi) oder in Hov in der »Feffes Arena«. Der Blick auf Spielplan und Tabelle könnte unter Umständen einiges erklären. Ursprünglich startete die Liga mit 13 Vereinen. Zwei Clubs (Hasslarps BK und Väsby FK) blieben unterwegs auf der Strecke. Die Meisterschaft und den Aufstieg in Division 5 sicherte sich Vikens IK mit einem Punkt Vorsprung vor IFK Rössjöholm.
Kommen wir nun wieder zu unseren Freunden von Hovs GIF bzw. Torekovs IK/Hovs GIF. Das Team schloss diese Saison auf dem letzten Platz ab. Der einzige Erfolg aus 20 Spielen war ein 2:2-Unentschieden gegen Strövelstorps GIF am 25. Mai 2018. Das Torverhältnis ist noch ernüchternder: 17:107, macht eine Tordifferenz von – 90 Treffern. Möglicherweise erklärt sich auch daraus das Verhalten der Clubführung, unsere Anfrage zu ignoreren. Wir finden es trotzdem schade, müssen aber den Sportlern aus Torekov und Hov eine ganz großes Kompliment aussprechen. Wer sich allwöchentlich Klatschen abholt (am letzten??? Spieltag gar ein 19:0 bei Meister Vikens IK) und trotzdem immer wieder auf den Platz geht, um sich der Aufgabe zu stellen, das verdient unsere vollste Anerkennung. Echte Sportsleute! Und das meinen wir ernst. Wenn wir das nächste Mal in der Gegend sind, werden wir auf jeden Fall wieder vorbeischauen.

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